Online-Emulator

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  • EXTREME PARAMETER: Projekt mit dem schlechtesten Ende
  • WIRKUNGSBEREICH: Industrieelektronik
  • WIRTSCHAFTSBEREICH: Maschinenbau
  • KUNDE: Automobilrennfahrer
  • JAHR: 1997
  • PROJEKTLEITER: Ing. Roman Kukuča

Es war in einer Zeit, als wir noch nicht den Begriff Chip-Tuning kannten. Einerseits war es überhaupt nicht üblich und andererseits war es nicht unsere Interessensphäre. Aber der Kunde ist Kunde und ein Auftrag ein Auftrag.

Es hat uns ein Autorennfahrer aus Deutschland angesprochen. Er fuhr die Rallye Clio-Cup. In diesem Wettbewerb fuhren alle Rennfahrer in identischen Autos und es waren keine mechanischen Anpassungen erlaubt. Das einzige, was ein Rennfahrer erlaubt hatte, war die Abstimmung des Motors durch die Anpassung des Programms des Steuerrechners - praktisch bedeutete dies, dass er in Übereinstimmung mit den Regeln den Speicher vom Typ ROM wechseln konnte, in dem eine so genannte Suchtabelle der Steuerungsdaten gespeichert war. Diese beeinflussten den Lauf und die Leistung des Motors nach der aktuellen Drehzahl, der Position der Drosselklappe, der Temperatur u.ä. Mit anderen Worten, in der Tabelle solche Daten auszuwechseln, hatte auf den Lauf des Motors auch zweifellos die Wirkung wie die Einstellung des Vergasers mit einem Schraubendreher zu ändern.

Wie kann man so etwas erstellen? Es ist immerhin nicht möglich, bei jeder Änderung den Motor abzustellen, den Speicher zu wechseln, den Motor zu starten und die Wirkung auszuwerten - ein solcher Abstimmungszyklus würde unendlich lang dauern.

Wir haben uns also darüber geeinigt, dass der Inhalt der einzelnen Speicherzellen sich während des laufenden Motors auswechseln lassen muss. So genannte Speicheremulatoren waren selbstverständlich verfügbar, die ermöglichten aber nur den Wechsel des gesamten Speicherinhalts gleichzeitig und der Prozess dauerte einige Sekunden. Das würde selbstverständlich zum Absturz des Steuerrechners führen und der Prozess wäre also nicht kontinuierlich.

Die einzige Lösung war ein Speicheremulator, den wir für diesen Zweck entwickelten und ihn Online-Emulator nannten. Es funktionierte folgendermaßen: der Speicher in der Steuereinheit des Motors wurde durch unseren Emulator ersetzt. Mit Hilfe einer Tastatur und einem Bildschirm ließ sich der Inhalt der individuellen Speicherzellen anzeigen. Dieser Inhalt konnte mittels der Kursortasten nach Bedarf vergrößert oder verkleinert werden. Die neue Angabe wurde so schnelle ausgetauscht, dass dies der Prozessor „nicht schaffte zu bemerken“. Nicht schaffte zu bemerken bedeutet, dass für den Austausch der Daten unser Emulator ungefähr eine Hundertstel Mikrosekunde benötigte (zum Vergleich, während dieser Zeit legt das Licht ganze drei Meter zurück).

Die praktische Abstimmung des Motors erfolgt in klassischer Weise - das Auto war auf einer so genannten Motorbremse - es stand in der Garage auf Walzen, die sich unter den Rädern des Autos drehten, so dass der Motor und auch das Getriebe laufen konnten und das Auto am Platz stand. Die mit der Motorbremse verbundenen Messgeräte zeigten die verfolgten Messgrößen wie es Drehzahl, Leistung, Motortemperatur u.ä. an. Und mittels des Online-Emulators wurde der Motor auf die gewünschten Parameter eingestellt, als wenn Sie mit einem Schraubendreher gedreht haben - bequem und mit sofortiger Rückmeldung.

Und warum hatte dieses Projekt kein gutes Ende? Nach einiger Zeit haben wir uns informiert, wie das Ergebnis dieser Bemühungen war. Das Ergebnis war ein kaputtes Auto und einige Brüche. Unserem Kunden gelang es, den Motor mit einer solchen Leistung abzustimmen, dass er trotz seiner Rennfahrerfähigkeiten es nicht schaffte, das Fahrzeug zu beherrschen...

 

Technische Informationen über das Projekt

 

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